Ich war heute Abend bei einsetzender Dunkelheit, Regen und Wind mit dem Auto auf dem Nachhauseweg. An einer roten Ampel musste ich warten und mir gegenüber stand ein Fahrzeug mit Standlicht. Die nächsten Sekunden war ich so damit beschäftigt zu versuchen meinem Gegenüber dies zu signalisieren, dass ich nicht realisierte, dass das grüne Licht der Ampel nur für die Linksabbieger galt und nicht für mich. Ich war also losgefahren und stand nun, nachdem ich das bemerkt hatte, etwas unbeholfen auf der – Gott sei Dank – verkehrsarmen Kreuzung. Kurze Zeit später entschloss ich mich, meine Fahrt fortzusetzen und weiter ist dann auch nichts passiert.
Warum erzähle ich diese Geschichte? Nun, solcher Art Erfahrungen machen wir Erwachsenen immer mal wieder. Uns misslingt etwas und zumeist bleibt dies ohne nennenswerte Folgen. Aber wie gehen wir mit unseren Kindern und Jugendlichen um in solchen oder ähnlichen Situationen? Stellen Sie sich vor, ihr Sohn oder ihre Tochter ist im begleiteten Fahren und ihr oder ihm passiert das oben Beschriebene. Wie reagieren Sie? Und hätte sich aufzuregen, laut zu werden, lange Erklärungen folgen zu lassen wirklich einen Mehrwert? Ich frage mich manchmal, wie oft am Tag mein Handeln oder Nicht-Handeln kritisiert würde von einem Wesen, das mit erzieherisch-kritischem Blick meinen Alltag begleitet und mir gegenüber eine Rolle einnehmen würde wie wir Erwachsenen gegenüber Kindern?